Ghibli Wiki
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Im Film Prinzessin Mononoke wird das Abschiedsritual detailliert dargestellt.

Ritual[]

Ashitakaschneidet

Ashitaka schneidet sich den Zopf ab.

Ashitaka ist der letzte Prinz des Emishi-Königsgeschlechts[f 1]. Er beschützt sein Dorf vor dem angreifenden Dämon Nago, welcher ihm während des Kampfes mit einem Fluch belegt, der ihm den Tod bringen soll[f 2]. Aus diesem Grund muss er seine Heimat verlassen. Als Zeichen dafür, dass er nicht mehr zu seinem Stamm gehört, schneidet er seinen Zopf ab. Desweiteren ist es niemandem erlaubt, sich von ihm zu verabschieden.[f 1]

Bedeutung[]

  1. Das Abschneiden des Zopfs zeigt physisch, dass ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Ashitaka ist entschlossen, seine Heimat zu verlassen.
  2. Es zeigt auch die unvermeidliche Umgestaltung des Emishi-Stammes. Denn nach der Tradition des Stammes ist Ashitaka ihr (nächster) Anführer. Da er nicht mehr dem Stamm angehört, endet diese Tradition.

Ashitaka wird nie wieder in sein Dorf heimkehren. Selbst wenn er heimkehren dürfte, lebt er bereits in einer anderen Welt mit San an seiner Seite.[e 1][f 3] Das interessante an der Szene ist, dass Ashitaka entschlossen, ohne eine Miene zu verziehen, seinen Zopf abschneidet. Viele Männer im Hintergrund richten ihren Blick auf den Boden und geben ihren Unmut kund. Dadurch wird der Konflikt nicht auf den Protagonisten gelenkt, sondern auf die Nebencharaktere.

Weitere Bedeutungen finden sich in anderen westlichen Medien wieder. Jedoch hat das Abschneiden des Zopfes in fernöstlichen Kulturen einen anderen Hintergrund.

Popkultur[]

Das Abschneiden des Zopfes bzw. der Haare drückt die momentane Gefühlslage der Figur aus. Der Unterschied zu Ashitaka besteht darin, dass er einer Tradition pflichtbewusst folgt. Es ist anzunehmen, dass er es unfreiwillig befolgt, da das Dorf ihn vermisst, was Kaya eindrucksvoll demonstriert.

Das Abschneiden stellt fast immer einen Konflikt einer Figur dar, um:

  • ihr bisheriges Leben hinter sich zu lassen
  • ihr Trauma widerzuspiegeln
  • einen neuen Lebensabschnitt physisch zu zeigen
  • ein neues Erscheinungsbild zu haben

Eine Ausnahme bildet der Realfilm Last Samurai, in der das Abschneiden des Zopfes eine Demütigung ist.

In den meisten dieser Szenen schneiden Frauen ihre Haare dramatisch ab. Solche Szenen drücken die komplexe Gefühlslage einer Figur visuell dar. Die Figur erlangt Kontrolle über sich selbst, um ihre Probleme mental besser zu verarbeiten. Denn die Figur kann bewusst über ihr äußeres Erscheinungsbild entscheiden. In unserer Gesellschaft symbolisiert die Haarpracht einer Frau Schönheit und Selbstbewusstsein.

Avatar - Der Herr der Elemente[]

Zuko-iroh-cutting-hair

Zuko und Iroh schneiden ihre Zöpfe ab. Als physisches Zeichen, dass sie sich von ihrer Heimat trennen.

Gegen Ende der Episode Der Avatar-Zustand schneiden Zuko und Iroh ihren Zopf ab, nachdem sie Azula entkommen sind. Da sie nun zu Verrätern ihres Vaterlandes erklärt wurden, wollen sie sich von ihrer Heimat trennen. Als Entschluss schneiden sie ihre Zöpfe ab und legen sie in einen Bach, der die Haare fortschwemmt.

Diese Szene ähnelt einer Erzählung aus dem Buddhismus: Siddhartha Gautama, auch bekannt als der historische Buddha, hat seine Haare neben einem Fluss abgeschnitten. Es ist das Zeichen, dass er seine Reise der Selbstfindung und Erleuchtung antritt.

Mulan[]

Mulan-Cutting-Hair

Mulan schneidet ihre Haare ab. Unter anderem ein Zeichen des Reisenaufbruch.

Im Walt Disney-Animationsfilm Mulan (1998) schneidet die namensgebende Protagonistin Fa Mulan ihre Haare ab. Mit der Rüstung ihres Vaters wird sie als ein Mann wahrgenommen, trotz ihrer hohen Stimme. Sie will damit bewirken, dass sie anstelle ihres Vaters in den Krieg zieht. Das Schneiden ihres Haares symbolisiert ihre Entschlossenheit, ihre Familie zu beschützen.

Last Samurai[]

In einer Szene des Films Last Samurai beobachtet der militärische Ausbilder Nathan Algren (gespielt von Tom Cruise), wie ein Samurai bzw. Ronin von japanischen Soldaten umzingelt wird. Nathan schreitet ein, bevor der Konflikt zu einem blutigen Kampf zwischen Katana und Musketen eskaliert. Er redet behutsam auf das Opfer ein, das sich nun den Soldaten stellt. Gewaltsam schneiden die Soldaten dem Mann seinen Zopf, den Chonmage, ab. Nathan richtet den gebrochenen Mann auf und geht mit ihm fort.

Weitere Werke[]

  • Bakemonogatari (2009)
  • Das Empire Team (1995)
  • Die Akte Jane (1997)
  • Die Legende von Korra (2012)
  • Die Royal Tenenbaums (2001)
  • Ein Herz und eine Krone (1953)
  • Felicity (1998)
  • Frida (2002)
  • Gimme Shelter (2013)
  • Girls (2013)
  • Girls Club – Vorsicht bissig! (2004)
  • Gone Girl - Das perfekte Opfer (2014)
  • Little Women (1994)
  • Odd Girls Out (2005)
  • Sword Art Online Alternative: Gun Gale Online (2018)
  • Sylvia Scarlett (1935)
  • The L World (2005)
  • The Newsroom (2013)
  • The Runaways (2010)
  • Thor: Ragnarok (2017)

Tradition[]

China[]

Im antiken China lehrte Konfuzius die Kindliche Pietät unter anderem mit diesen Worten[e 2]:

  • 身體髮膚,受諸父母,不敢毀傷,孝之始也
  • Shenti fa fu, shou zhu fumu, bu gan huishang, xiaozhi shi ye
  • Mein Körper, Haar und Haut wurden von meinen Eltern gegeben. Ich soll nicht begehren, dies zu beschädigen. Das ist der Anfang meiner kindlichen Pflicht.

Aus diesem Grund schneiden weder Jungen noch Mädchen, die ihr Erwachsenenalter erreicht haben, ihre Haare. Das Abschneiden der Haare gilt als Bestrafung, welche als Kun (髡) bezeichnet wird. Damit werden Kriminelle oder Verbannte gedemütigt.

Doch in der Ming-Dynastie änderte sich dies. Den Männern wurde der chinesische Zopf aufgezwungen. Bei dieser Frisur musste der Pony geschoren und die übriggebliebenen Haare zu einem Zopf geflochten werden. Ausnahmen bilden die Mönche.

Als sich die Dynastie ihrem Ende neigte, wurde die strenge Einhaltung des chinesischen Zopfes oft nicht beachtet. Viele Chinesen schoren ihren Pony nicht, sondern trugen einen Zopf oder schoren ihre Hinterhaare und ließen ihren Pony wachsen.[e 3]

Japan[]

In Japan trugen die Männer den Chonmage, welcher oft mit der Edo-Zeit und Samurai verknüpft wird. Heute tragen Kabukispieler und die Sumōringer diesen Haarschnitt. Letztere tragen ihn in abgewandelter Form.

Samurai[]

Chonmage trugen anfangs nur Samurai aus praktischen Gründen, dass ihr Helm besser auf ihrem Kopf sitzt. Da Samurai angesehene Leute sind und in der antiken japanischen Gesellschaft einen noblen Status genießen, wurde der Chonmage zu einem Symbol des Wohlstands und Ehre.[e 4]

Wenn ein Samurai von seiner Position zurücktritt, schneidet er seinen Chonmage ab. So kann der Samurai ein Ronin werden und einer anderen Berufung nachgehen. Das Abschneiden des Chonmage muss nicht immer eine Demütigung sein. In der Meiji-Restauration war es gängige Praxis.[e 5] In einigen Fällen war es eine Demütigung, wenn ein Samurai dazu gezwungen wird[e 6].

Die Bedeutung hinter dem Abschneiden eines Chonmage ähnelt der aus Prinzessin Mononoke und Last Samurai. Dass Frauen ihre langen, gepflegten Haare dramatisch abschneiden, findet sich auch in der japanischen Kultur wieder.

Heian-Zeit[]

In der Heian-Zeit war es ein Schönheitsideal, dass Frauen besonders lange Haare haben. Besonders wohlhabende Frauen schnitten nie ihre Haare ab. Es wurde sogar gesagt, dass Yoshiko die längste Haare hat. Um die langen Haare zu schützen, wurde das Junihitoe getragen, eine erweiterte Form des Kimonos.[e 7]

Die Autorin Murasaki Shikibu schrieb zu dieser Zeit den ersten psychologischen Roman Genji Monogatari (dt. Die Legende des Genji) der japanischen Literaturgeschichte.

Die Legende des Genjis[]

Im Roman wird die Liebesgeschichte des Prinzen Hikaru Genji erzählt, der seine Frau Murasaki um jeden Preis davon abhalten will, den Kopf kahl zu rasieren, um eine Nonne zu werden.

Das Abschneiden der Haare bedeutet, sein altes Leben hinter sich zu lassen und spiegelt auch den Wunsch nach Frömmigkeit wieder. Diese Dramatik findet sich in vielen japanischen und westlichen Medien. In vielen japanischen Horrorfilmen tragen Frauengeister sehr lange Haare, um einen Kontrast zwischen Schönheit und Unreinheit herzustellen.[e 7]

Autorin[]

Es ist nicht sicher, ob der Roman von einer Frau oder von mehreren Frauen verfasst wurde. Sicher ist, dass sie von einer Frau verfasst wurde. Dies ist an ihrer Schreibweise erkennbar. Die Protagonisten des Romans sind Prinz Hikaru Genji und seine Frau Murasaki. Letztere trägt den gleichen Namen wie die Autorin.[e 8]

Kultureller Einfluss[]

Das besondere an dem Roman ist, dass er der Leserschaft einen Blick in die Gedanken einer Figur gewährt[e 9]. Gesichert ist auch die Erkenntnis, dass der Roman das einflussreichste Werk der japanischen Literaturgeschichte ist. Ob er nun wirklich der erste psychologische Roman ist, darüber lässt sich streiten. Auf dem 2.000-Yen-Schein ist sogar Murasaki abgebildet.[e 10][e 11]

Bekannt in der westlichen Welt wurde der Roman durch[e 9][e 12]:

  • die Übersetzung von Arthur Waley (1921 - 1933)
  • zahlreiche Anime, in der weibliche Figuren ihre Haare dramatisch abschneiden

Einzelnachweise[]

Verzeichnis[]

Filmkapitel[]

  1. 1,0 1,1 Prinzessin Mononoke, Filmkapitel - Schicksal.
  2. Prinzessin Mononoke, Filmkapitel - Der Dämon.
  3. Prinzessin Mononoke, Filmkapitel - Sie leben noch.

Externe Links[]

  1. Ryoko Toyama, Deborah Goldsmith (1997): Interview: Miyazaki on Mononoke-hime. nausicaa.net. Übersetzt aus: Mononoke-hime. Theater Program (Juli 1997). Tokuma Shoten.
  2. De Bary, William T. (1999): Sources of Chinese Tradition. Columbia University Press. Seite 326.
  3. Modern Chinese Literature and Culture, Band 19, Ausgabe 1. Foreign Language Publications. 2007. Seite 175
  4. Justin Sevakis (16. Mai 2018): Why Is It Such A Big Deal When Anime Characters Cut Their Hair?. ANN. Abgerufen 20. Juli 2018
  5. Ed Grabianowski: How Samurai Work. howstuffworks. Abgerufen 20. Mai 2018.
  6. Skin-Expert (25. Januar 2008): Hair-Raising Trivia about Men's Hair. menscience. Abgerufen 20. September 2020
  7. 7,0 7,1 The Standard of Heian Beauty: Incredibly Long Hair. Jpninfo (11. Dezember 2015). Abgerufen 20. Mai 2018
  8. Richard Bowring (2005): The Diary of Lady Murasaki. Penguin Classics 2005. Seite 31, Notiz 41
  9. 9,0 9,1 Alamy (14. August 2019): The Tale of Genji: The World's First Novel?. BBC Culture. Abgerufen 24. August 2020.
  10. Bryan, J. Ingram (1930): The Literature of Japan. New York: Henry Holt and Company. Seite 65.
  11. Symposium Commemorating Classics Day. MEXT. Abgerufen 6. Juli 2018.
  12. Richard Bowring (2003): The Tale of Genji: Impact, influence and reception. Cambridge University Press. Seite 76-95.

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