Ghibli Wiki
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Achtung dies ist ein Spoiler!
Dieser Artikel verrät wichtige Handlungselemente aus dem Anime oder Manga. Wenn du das Werk nicht kennst, kann das Lesen dieses Artikels dir die Freude am Werk nehmen.


Der Shintōismus war stets ein wichtiges Element in Ghiblifilmen, so auch im Film Der Junge und der Reiher. Neben den Figuren aus dem Shintōismus kommt der Wiedergeburt (Reinkarnation) eine wesentliche Bedeutung im Film zu. Das Konzept der Wiedergeburt ist im Buddhismus zu finden und stammt ursprünglich aus dem Hinduismus.

Ein weiteres Essay zum Film: Analyse:Hayao Miyazaki und der Reiher.

Warawara und Karma[]

Warawaras sind menschliche Seelen, die in der Welt des Steins heimisch sind. Kiriko füttert sie mit Fischinnereien, damit sie genug Kraft zum Fliegen bekommen. Die Warawaras schweben hinauf, um in der anderen Welt als Kinder wiedergeboren zu werden. Anhand der Warawara wird gezeigt, dass die Wiedergeburt in der Welt des Steins existiert.

Auch der Kreislauf der Wiedergeburt und die Unterwelt werden im Film dargestellt. Diese wird im Buddhismus in Sechs Daseinsbereiche eingeteilt und umfasst im Film die Welt des Steins und Mahitos Welt. Je nach Karma eines Menschen, gelangt dieser in einen dieser Bereiche. Das edelste Resultat ist, als Mensch wiedergeboren zu werden. Positives Karma gewinnt man, indem man in seinem Leben gute Taten vollbringt. Positives Karma sind die Payback-Punkte des Lebens.

Kreislauf der Wiedergeburt[]

Im buddhistischen Glauben besteht Mahitos Welt aus zwei Daseinsbereichen: Der der Menschen und der der eifersüchtigen Götter. Letztere beeinflussen die Menschen negativ, was sich in Krieg, Kummer und Leid auswirkt. Diese Götter wollen den Platz der Devas, den hinduistischen Göttern, einnehmen. Mahito erfährt viel Leid im Leben: Den Verlust seiner leiblichen Mutter Hisako Maki, Mobbing in der Schule, berufsbedingte Abwesenheit des Vaters und Einsamkeit.

Der Graureiher führt Mahito in die Welt des Steins, auch Unterwelt genannt. Als Mahito diese Welt betritt, gelangt er in den Daseinsbereich der Hölle. Hier drängen die Pelikane ihn durch das Goldene Tor. Kiriko vertreibt die Pelikane mit einer ausfahrbaren Feuerpeitsche und sie rettet so Mahito.

Kiriko führt ihn durch den Daseinsbereich der hungrigen Geister. Diese Geister werden auch Petras genannt, da sie in ihrem früheren Leben geizig, habgierig und/oder gefräßig waren. Sie sind immer hungrig. In buddhistischen Darstellungen werden sie mit dicken, aufgeblähten Bäuchen versehen; Ähnlichkeiten mit Warawaras. Dämonische Wesen rauben ihnen den Schlaf. Aus dem Grund hat Kiriko um Mahitos Schlafplatz herum Schutzamulette aufgestellt.

Mahito und der Graureiher brechen auf, um nach Natsuko zu suchen. Dabei durchqueren sie das Reich der Sittiche, der Daseinsbereich der Tiere. Diese Vögel folgen, wie die Menschen, ihren Trieben. Der Sittichenkönig herrscht über ein großes Reich, was ihm jedoch nicht ausreicht. Denn er strebt nach mehr Macht und den Erhalt seines Volkes.

Durch einen Lichttunnel gelangt Mahito in den Daseinsbereich der Götter, die auch Devas genannt werden. Da die Devas nicht allmächtig sind, unterliegen sie ebenso ihrem Leid. Hier tritt Mahito vor den Großonkel, dem Schöpfer der Welt des Steins. Obwohl letzterer alle Mittel zur Verfügung hat und sehr gebildet ist, kann er das Leid in seiner Welt nicht beseitigen.

Verursachtes Leid[]

Das Leid in Mahitos und Großonkels Welt wird durch Bedingtes Entstehen verursacht, weil alle Wesen unvollkommen sind und weil sie ihren Trieben nachgehen. So fressen die Pelikane die Warawaras, da nicht genügend Nahrung vorhanden ist. Ihr Leid könnte gemildert werden, wenn ihnen den Zugang zum Gartenturm gewährt würde. Es ist nicht bekannt, ob die Sittiche dies verhindern oder ob der schwebende Stein dies beschloßen hat.

Die Gier des Papageienkönigs führt zum Untergang ihrer Welt. Wie bereits erwähnt, strebt er nach Weltherrschaft. Dazu nimmt er Himi als Geisel, um mit dem Großonkel zu verhandeln. Hier zeigt er keinen Respekt vor dem Schöpfer. Als ihm bewusst wird, dass er nie die Weltherrschaft erlangen wird, zerstört er selbst die Bauklötze und damit hat er den Kollaps der Welt des Steins herbeigeführt.

Göttliche Komödie[]

Als Mahito den Gartenturm betritt, steht über dem Tor „Fecemi la divina potestate“. Es ist ein Zitat aus dem Werk Göttliche Komödie des italienischen Dichters Dante Alighieri. Der ganze Vers lautet: „Fecemi la divina potestate, la somma sapienza e 'l primo amore.“ Die entsprechende deutsche Übersetzung: „Geschaffen haben mich die Allmacht Gottes, die höchste Weisheit und die erste Liebe.“

Mahitos persönliche Abenteuerreise enthält viele Parallelen zu der des Protagonisten Dante aus dem Werk. In dem Stück führt der Dichter Vergil den Protagonisten Dante durch die Unterwelt, welche aus drei Bereichen besteht: Inferno (Hölle), Purgatorio (Fegefeuer, Läuterungsberg) und Paradiso (Paradies).

Dante gelangt ins Inferno, als er sich im tiefen Wald verirrt und auf den Berg der Tugend zugeht. Dort trifft Dante auf Vergil, der ihn durch das Reich Inferno und das Reich Purgatorio führt. Vergils Funktion ähnelt der des Graureihers. Später führt Bernhard von Clairvaux und Beatrice, Dantes idealisierte Jugendliebe, den Protagonisten durch das Paradiso. Beatrice nimmt eine ähnliche Rolle wie Himi ein. Auf der Reise offenbaren sich Dante die Grausamkeiten, welche durch sündhaftes Verhalten verursacht werden. Später lernt er Buße und Hoffnung, um das Paradiso betreten zu können.

Wie bereits erwähnt, offenbaren sich auch Mahito verschiedene Grausamkeiten. Auch er muss lernen, an sich selbst zu arbeiten, um zu einem reiferen Menschen heranzuwachsen. Anders als bei Dante gibt es keine Hoffnung die Welt des Steins, das mögliche Paradies, zu retten.

Erleuchtung und Selbstverleugnung[]

Bevor Mahito seine Reise in die Unterwelt antrat, war er egoistisch und er vermisste seine Mutter sehr. Sein Egoismus zeigt sich, als er sich selbst mit einem Stein gegen seine Schläfe schlägt, um nicht zur Schule gehen zu müssen. Gegenüber seine Schwiegermutter Natsuko, zeigt er keine Gefühle und er befolgt schweigend die Etiketten.

Erst nachdem er den Jugendroman How Do You Live? gelesen hat, sucht er mit Kiriko nach ihr. In der Welt des Steins, will er Natsuko sogar aus dem Geburtshaus befreien und er spricht sie endlich mit Mutter an.

Als der Großonkel ihm anbietet sein Nachfolger zu werden und so ihm die Möglichkeit bietet eine bessere Welt zu erschaffen, lehnt Mahito das Angebot ab. Er zeigt auf seine Narbe an der Schläfe: Er ist unrein. Damit beweist er Ehrlichkeit und Demut; er ist auf dem Weg reifer zu werden. Ehrlich zu sich selbst zu sein bzw. sich selbst zu verleugnen, über sein Handeln zu reflektieren und Demut sind die ersten Schritte zur Erleuchtung.

Mit Zuversicht in die Zukunft[]

Wie die Pelikane werden wir in eine Welt geboren, die wir uns nicht ausgesucht haben. Wir leben in einer Kultur, in einem soziales Umfeld, welches wir nicht selbst gewählt haben. Die Frage stellt sich nicht, ob wir für unsere Mitmenschen sterben würden; viel wichtiger ist mit ihnen zu leben (Johannes 15:13). Wie düster die Weltlage auch sein mag, die Hoffnung stirbt zuletzt.

Als die Welt des Steins kollabiert, will Mahito Himi in seine Zeit mitnehmen und er warnt sie vor ihrem bevorstehenden Tod. Doch sie will zurück in ihre Zeit, damit sie einen lieben Jungen Mahito gebären kann. Damit offenbart sie ihre Mutterliebe, was Mahito tief berührt. Haben nicht alle Menschen diese bedingungslose Liebe verdient?! Diese Thematik wird im Kapitel Newton's Apple and Powdered Milk des Jugendromans How Do You Live? behandelt.

Fazit[]

Auch wenn ein einzelner Mensch den Schmerz aller Menschen nicht auslöschen kann und den Weltfrieden nicht beschwören kann, die Veränderung beginnt bei einem selbst. Mit dem Untergang der Welt des Steins, wird die Wiedergeburt aufgehoben (das Bedingte Leid bleib bestehen).

Wir Menschen denken, dass wir der Mittelpunkt des Universums seien, dabei sind wir Individuen nur ein Punkt im Universum; unsere Lebensspanne ist nur ein Punkt in der Geschichte der Menschheit. Unser Körper wird zerfallen und zu Staub werden, denn aus Staub wurden wir geboren (Prediger 12:7). Wir leben nur einmal auf der Erde (wenn wir nicht gläubig sind). Das kann gruselig sein, aber auch befreiend.

Unsere schlechte Taten haben keinen Wert mehr; sie sind nichtig. Es ist das einzige Leben, was wirklich zählt. Da das Universum keine Regeln hat, können wir bestimmen, was richtig ist. Wenn das Universum keinen Sinn verfolgt, können wir ihm einen geben. Auch wenn der Untergang der Menschheit unausweichlich ist, können wir noch in der übrigen Zeit unsere Welt erkunden. Uns erwarten schöne Gefühle, Essen, Literatur, Sonnenaufgänge, die Nähe anderer Menschen und das GhibliWiki.

Oft sehen wir uns selbst als Individuum; von anderen getrennt. Doch die Wahrheit ist, dass wir Teil des Universums sind, wie eben ein Schwarzes Loch oder ein Sternennebel. Wir können versuchen glücklich zu sein. Es gibt noch viel zu entdecken: Milliarden von Sternen zu erkunden oder einfach auf der Nintendo Switch zocken. Wenn das unser einziges Leben ist, sollen wir nach besten Kräften versuchen glücklich zu sein. Bonuspunkte gibt es für die, die das Leben anderer verbessern. Denn es gibt nichts Schöneres als glücklich zu sein (Prediger 5:17). Entscheide selbst, was Glück für dich bedeuet. Wie würdest du leben?

Diese Sichtweise heißt optimistischer Nihilismus, auch Existentialismus genannt. Anime    Roman    Charas & Cast    Story    Seiten    Bilder    Wiki-Kompass