Die Leere, auch Dunkelheit genannt, ist eine nihilistische Weltsicht aus Hayao Miyazakis Manga Nausicaä aus dem Tal der Winde (Manga). Sie tritt zum ersten Mal in Nausicaäs Traum als Figur und Wüste auf. Sie motiviert die Menschen dazu, den Tod zu akzeptieren und sich vom Leben abzusagen. Im Manga wird die Leere umgangssprachlich verwendet.
Verbreitung[]
Diese Leere bzw. das nihilistische Weltbild ist in Doruk weit verbreitet. Der dorukische Kaiser hat dies zur Irrlehre erklärt. Er versucht die Irrlehre durch Lehren des Priesterrats zu verdrängen und viele Stämme verfolgt, darunter auch Chikukus Volk. Die Irrlehre lebt jedoch durch Priester weiter. Dies geschieht im Geheimen, so auch der Bau eines Tempels.[1] In den verschonten Stämmen wurde die Irrelehre mit den Lehren des Priesterrats vermischt, was Chalka empört, ein treuer Diener des Kaisers.[2]
Formen[]
Weltbild[]

Die Leere tritt zum ersten Mal als einen Priester auf, ums sich dann als ein Skelett zu offenbaren.
Nach ihrem Verständnis ist die Leere die Abwesenheit vom Licht und Leben. Dies missfällt Nausicaä, weil sie sich nach ihrem Windgott für das Leben gewählt hat. Chikukus Priester sieht überall Zeichen des Untergangs der alten bekannten Welt. Die Große Flut sieht er als die gerechte Strafe Gottes, die Welt von den Menschen zu säubern. Die Große Flut bedeutet das Ende der alten Welt, aber auch der Beginn einer neuen Welt. Der Priester und der Bischof haben sich dem Licht entsagt, wodurch sie blind wurden.[1]
Andere dorukische Stämme nehmen eine selbstopfernde Haltung ein. Sie sehen den Tod durch Miasma als Schicksal in ihrer Heimat zu sterben und als die endgültige Befreiung vom Kaiser. Dieser Gedanke kam auf, als Nausicaä, Chikukus und Chalka die Menschen vor dem Miasma gerettet haben. Sie sehen in Nausicaä, die auf einem weißen Vogel fliegt, als einen Boten Gottes.[2]
Gegen Ende des Mangas wird die Leere als Weltbild nochmal aufgegriffen. Da Nausicaä nicht bereit ist, die alte Welt wiederaufzubauen, wird ihre Sicht als Nihilismus bzw. Dunkelheit bezeichnet. Sie entgegnet darauf, dass das Leben ein flackerndes Licht in der Dunkelheit ist. Das heißt, dass sie die Hoffnung an die Menschheit nicht verloren hat, sondern die Sicht mit den Vorvätern der Industriezivilisation nicht teilt.[3]
Personifikation[]
Die personifizierte Leere taucht zum ersten Mal in Nausicaäs Traum auf. Hier nimmt er die Gestalt von Chikukus Priester an und redet auf Nausicaä ein, den Untergang der alten bekannten Welt nicht zu fürchten, sondern zu akzeptieren. Die Leere fordert Nausicaä dazu auf, sich vom Licht (in ihrer Brust) abzusagen. Jedoch lehnt Nausicaä ab und erkennt, dass die Leere zu ihr spricht. Sie verdrängt die Leere aus ihren Gedanken und an dessen Stelle tritt ein Omu hervor.[4]
Als Nausicaä versteht, dass die Omus sich mit den Schleimpilzen zu einem neuen Wald vereinen wollen und dafür ihr Leben opfern, überkommt ihr die Trauer. Die Leere nutzt diese Gelegenheit und redet auf Nausicaä ein, den Tod zu akzeptieren. Er fasst zusammen, was Nausicaä längst bewusst ist, dass die Menschen niederträchtige Wesen sind, die ihre Umwelt ausbeuten, verschmutzen und verbrennen. Da an Nausicaä Blut klebt, ist sie nicht mehr unschuldig. Hier sieht Nausicaä ein, dass sie genauso niederträchtig wie Menschen sind, die die Welt absichtlich in den Krieg gestürzt haben. Aus dem Grund, laut der Leere, haben die Omus keine Nachsicht mit Nausicaä mehr. Diese Lüge und Selbsterkenntnis motiviert Nausicaä dazu, mit den Omus und den Insekten sterbend einen neuen Wald zu bilden.[5]
Innerer Konflikt[]
Nausicaä begegnet die Leere erneut in ihrem Traum. Nachdem sie den Tod akzeptiert hat, steht sie im Konflikt die Menschen retten zu wollen, da Menschen niederträchtige Wesen sind. In diesem Zustand ist sie anfällig, dass jemand sich ihrer bemächtigt. Selm fordert ihre Freunde dazu auf, sie nicht mit Gewalt aufzuwecken, sondern nur zu rufen. Denn sonst wird sie ohne ihre Seele zurückkehren und ihre Lebenslust verloren haben. Die Auseinandersetzung mit der eigenen Existenz wird als Luftraum bezeichnet, welche gefüllt mit Leere und Bosheit ist.[6]
Nausicaä erkennt selbst, dass sie auf die Leere eingelassen hat und den Willen weiterzuleben verloren hat. Der Luftraum bzw. Leere wird als eine Wüste aus Knochensplitter dargestellt.[7] Der Wüste gegenüber steht ein Pilzwald wie das Meer der Fäulnis[8]. Nausicaä erkennt, dass sowohl die Wüste als auch der Pilzwald zu ihr gehören, da sie es in ihrem Herzen trägt[9].
Selm will ihr neue Hoffnung geben, indem er ihr die Aufgabe des Meeres der Fäulnis zeigt. Dazu meditiert er, um in Nausicaäs Traum gelangen zu können.[8]
Die Ebenen des Nichts[]
Im Manga wird die Leere unterschiedlich beschrieben. Dies liegt den Lehren des Religionsphilosophen Keiji Nishitani zugrunde. Er verfügt über Kenntisse des Buddhismus', Existentialismus' und dem anthropologischem Ansatz nach Martin Bubers, die er allesamt miteinander verbindet.
Die nachfolgende Abschnitte befassen sich mit den verschiedenen Auffassung der Leere, die im Manga aufgeführt werden: Shunyata (Buddhismus), Nihilismus und Existentialismus (bzw. optimistischer Nihilismus). Beispiele aus dem Manga sind kursiv dargestellt.
Nihilismus[]
Das Nichts kann auch als Abwesenheit oder Mangel von etwas Bestimmten beschrieben werden (Nihil Privativum). So wird im Manga die Leere als Abwesenheit von Licht beschrieben, was im Gesporäch mit Nausicaä und Chikukus Priester hervorgeht. Als die Leere Nausicaä zum dritten Mal begegnet, wird es auch als Dunkelheit bezeichnet und als Wüste dargestellt. Ein Kontrast zum lebhaften Meer der Fäulnis.
Nihilismus ist umgangssprachlich eine Weltsicht, die alles Positive verneint. Durch ihr kann der Mensch seine Weltsicht überdenken und sein Handeln reflektieren. Überall ist Leid vorzufinden, da die Herrschenden nach Macht streben und diesen aufrechterhalten wollen. Dies führt zu generationsübergreifende Konflikte zwischen Doruk und Torumekia, welcher in einem Krieg mündet. Die friedfertigen und gastfreundlichen Dorukianer werden dadurch pessimistischer, nicht wegen den Kriegen, sondern auch an Miralupas Verfolgungswahn. Das Leiden haben die Dorukianer so sehr vereinnahmt, dass sie in ihrem Tod die Erlösung sehen.
Der Nihilismus umfasst vielmehr, als hier beschrieben werden kann. Der kosmische Nihilismus zeigt auf, dass alles im Leben nichtig ist: Der Mensch ist nur ein Punkt im Verhältnis zum Planeten, auf der er lebt. Die Erde selbst ist nur ein Punkt in der Galaxies, im Universum. Die Probleme der Menschheit sind in Betracht des Universums unbedeutend.
Wie sehr die Welt vom Leid geprägt ist und wie unbedeutend der Mensch ist, versucht der Buddhismus den Menschen einen Leitfaden zu geben, einen Sinn zu stiften.
Buddhismus[]
Die Leere umfasst in Buddhismus verschiedene Begriffe. In diesem Abschnitt wird nur auf den Buddhismus eingegangen und weder auf den Hinduismus noch den Shintōismus.
Eine zentrale Annahme des Buddhismus und Hinduismus ist die Reinkarnation, auch Wiedergeburt genannt: Nach dem Tod wird jede Lebewesen und Objekt in einem anderen Lebewesen oder Objekt wiedergeboren. So kann ein Panda nach seinem Tod als Mensch oder Stein wiedergeboren werden. Als Stein wird der Panda ein langweiliges Leben führen. Die Ursache allen Leidens ist der Mensch mit seinen Begehren und Taten. Wenn immer wieder Menschen wiedergeboren werden, sind die Reinkarnationen ein ewiger Kreislauf des Leidens. Um diesen leidbehafteten Kreislauf zu durchbrechen, muss ein buddhistischer Mensch bzw. ein buddhistischer Panda die Realität des Universums erkennen. Dieses Gesetz heißt Bedingtes Entstehen.
Die Große Flut fordert immer viele Todesopfer bei Menschen und den Insekten aus dem Meer der Fäulnis. Der Auslöser der Fluten waren stets der Mensch, der nach Macht strebt. In Doruk werden ganze Stämme verfolgt, wenn sie sich nicht dem Kaiser in Shuwa beugen. Von ihnen wird erwartet, dass sie sich ihrer Traditionen absagen. Dadurch wird auch die Großen Fluten als Aberglauben abgetan. Nausicaäs Welt ist somit geprägt von Leid, weil die Herrscher immer nach Macht streben.
Was unter anderem zum Bedingten Entstehen des Leidens beiträgt, ist das Begehren (Upadana).
Nausicaä ist nicht frei von ihrem Begehren. Sie liebt die Menschen und Tiere. Deswegen entschied sie sich, das Leben anderer zu beschützen und zu retten. Hier haftet sie an ihre Entscheidung fest, wodurch sie ein falsches Weltbild hat bzw. das richtige Weltbild nicht anerkennen will (Ditth-Upadana).
Um sich vom Leid zu erlösen, ist es wichtig sich von den zwölf Faktoren des Bedingten Entstehens zu lösen. Dazu gehören Übungen wie z. B. Meditation. In der Praxis wird dies als Shunyata bezeichnet. Shunyata und Nirwana werden oft als Synonyme verwendet, aber sie sind grundlegend verschieden. Shunyata ist die Umsetzung der buddhistischen Lehre, um in das Nirwana zu gelangen. Im Manga kann die Leere als Shunyata verstanden werden:
Im Nausicaäs Traum erscheint die Leere als Figur auf. Er verdeutlicht ihr, dass sie ein niederträchtiger Mensch ist. Nausicaä muss ihr Weltbild und Vorgehensweise, wie sie das Leben anderer schützt, hinterfragen. Hier hilft die Leere Nausicaä ein Stück Realität zu erkennen. Warum die Leere Nausicaä nicht die ganze Wahrheit sagt: Die Leere lügt Nausicaä bewusst an oder die Leere will Nausicaä schrittweise zur Wahrheit führen, da Nausicaä in ihrer Trauer nicht die ganze Wahrheit erfassen kann. Weitere Details im oberen Spoilerabschnitt.
Die Shunyata, auch als Leere oder Leerheit bezeichnet, zeigt einem die nihilstische Welt auf. Es ist aber nur der Weg einen Sinn im Leben zu stiften. Hier trennt sich der Buddhismus vom Nihilismus und geht zum Existentialismus über.
Existentialismus[]
Existentialismus ist der Versuch sich selbst einen Lebenssinn zu geben bzw. den eigenen Platz in der Welt zu finden. Denn Lebenssinn kann man durch Religionen entdecken.
Nachdem Nausicaä eingesieht, dass die Menschen niederträchtige Wesen sind, die die Welt zerstören. Dadurch hat sie ihren Lebenssinn verloren. Schließlich liebt sie die Menschen so sehr, dass sie alle Menschen und Lebewesen retten will.[10] Dieses Ziel ohne Opfer zu erreichen ist utopisch. Dies resultiert in Verzweiflung und wird als Wüste dargetsellt.[5] Der Pilzwald ist ein Symbol dafür, dass sie immer noch die Tiere liebt. Sie verspürt noch Lebensfreude. Darauf aufbauend zeigt Selm ihr die Aufgabe des Pilzwaldes.
Selm zeigt, dass der Pilzwald die Welt von den Giften im Boden reinigt. Er hinterlässt eine Wiese, welcher für den Ackerbau geeignet ist. Der Plizwald selber, versteinert sich und zerfällt, um für die Wiese Raum zu schaffen. Nausicaä hofft, dass die Menschen aus ihre Fehlern lernen und die Erde nicht nochmal verschmutzen.[11]
Einzelnachweise[]
Verzeichnis[]
Nachweise[]