Das Studio Ghibli ist ein japanisches Zeichentrickstudio, das im Juni 1985 gegründet wurde. Derzeit wird es von Kouji Hoshino (Präsident) und Toshio Suzuki (Executive Director) geleitet. Gegenüber anderen Animationsstudios verwendet das Studio verhältnismäßig wenig Computeranimationen.
Name
Hayao Miyazaki benannte das Studio nach dem italienischen Aufklärungsflugzeug „Caproni Ca.309 Ghibli“, Miyazakis Lieblingsflugzeug. Ghibli steht für den heißen Sahara-Wüstenwind (arabisch Gibli, قبلی). Seine Gedanken dazu waren „frischen Wind in die Animeindustrie reinzubringen“[1].
Geschichte
Die Gründer des Studio sind Hayao Miyazaki, Isao Takahata und Toshio Suzuki.
Das Treffen
Miyazaki und Takahata lernten sich bei der Arbeit in Toei Animation kennen. Das Studio ist heute für One Piece bekannt. Im Studio arbeiteten sie an Taiyō no Ōji: Horusu no Daibōken, wo Isao zum ersten Mal Regie führte. Sie verließen das Studio und arbeiteten im Laufe der Zeit für verschiedene Firmen, darunter Oh! Production und Nippon Animation, wo Hayao an Lupin III arbeitete. Takahata verließ diese und ging alleine zur „Telecom Animation Film“, wo er Kontakte mit Walt Disney knüpfte. Takahata wechselte dann zu Tokuma Shoten, wohin ihm Miyazaki und andere Kollegen folgten.
Toshio Suzuki arbeitete bei „Tokuma Shoten“ und war 1978 Chefredakteur von Animage, das 1982 Nausicaä aus dem Tal der Winde (Manga) veröffentlichte. Suzuki überzeugte Miyazaki den Manga zu verfilmen. Durch Miyazakis Erfahrung bei anderen Animationsstudios war „Tokuma Shoten“ bereit, den Film zu finanzieren. Die Firma stellte auch Joe Hisaishi für die Produktion der Filmmusik ein, weil sie von seinen früheren Werken überzeugt waren. Nach dem Erfolg des Films 1984 gründete „Tokuma Shoten“ das Studio Ghibli. Nun können Takahata und Miyazaki endlich die Filme unter eigenen Bedingungen produzieren. In dem Studio arbeitet fortan ein großes Team von hunderten engagierter festangestellter Künstler und Handwerker mit dem einzigen Ziel: die Produktion von Animationsfilmen hoher Qualität. Somit besitzt das Studio Ghibli einen großen Vorteil im Vergleich zu vielen anderen Animationsstudios: nahezu jeder Prozess der Produktion erfolgt intern im Studio selbst, sodass der Regisseur die einzelnen Schritte leichter persönlich überwachen kann[2].
Die Arbeiten an Nausicaä aus dem Tal der Winde waren maßgebend und prägend für die Zukunft des Studios. Denn dabei lernten sich die leitenden Mitarbeiter kennen: Hayao Miyazaki, Isao Takahata, Joe Hisaishi und Toshio Suzuki. Als Gründer zählt auch Yasuyoshi Tokuma, der Chef von Tokuma Shoten. Die Stammarbeiter übernahmen folgende Aufgaben:
- Toshio Suzuki ist der Produzent der meisten Filme.
- Joe Hisaishi komponierte meistens die Filmmusik.
- Isao Takahata arbeitete in vielen verschiedenen wichtigen Bereichen an den Filmen mit.
- Hayao Miyazaki führte bei vielen preisgekrönten Filmen die Regie und das Drehbuch.
Das Logo
Nach der Gründung des Studios produzierte dieses eine Vielzahl an erfolreichen Filmen. Einer davon ist Mein Nachbar Totoro, welcher am 1. April 1988 in die japanischen Kinos kam. Auch wenn der Film in der westlichen Welt nur langsam Bekanntheit erlangte, besitzt er in Japan Kultstatus. Totoro (Charakter) wurde als Logo des Studios übernommen und Toshio Suzuki tritt als offizieller Mitglied dem Studio bei. Trotz vieler Erfolge in Japan, blieb das Studio in der westlichen Welt bis 1997 eher unbekannt.
No Cuts
Durch Takahatas Beziehungen arbeitet das Studio seit August 1996 mit Walt Disney zusammen. Disney ist dabei nur für die Übersetzung und Vermarktung der Filme verantwortlich. Aus schmerzlichen der Erfahrung, dass Filme in der westlichen Welt gerne gekürzt und verändert werden, weigert sich das Studio Ghibli fortan an seinen Filmen wie Prinzessin Mononoke Veränderungen und Kürzungen vornehmenzulassen. Seither ist No Cuts ein wichtiger Bestandteil der Arbeit zwischen Studio Ghibli mit anderen Übersetzungsfirmen[3]. Lediglich die Namen der Charakter dürfen verändert werden.
Neuer Aufbruch
In Deutschland wurde das Studio hauptsächlich durch Nausicaä aus dem Tal der Winde bekannt. Erst durch den mehrfach ausgezeichneten Film Prinzessin Mononoke erlangte das Studio einen breiteren Bekanntheitsgrad. Im Jahr 2000 gründete Yoshiyuki Momose die Tochterfirma Studio Kajino, welche Musikvideos und Filme mit realen Schauspielern produziert.
2001 wurde das Studio Ghibli Museum eröffnet. Im Museum wurden Kurzfilme ausgetrahlt. Im selben Jahr erschien Chihiros Reise ins Zauberland in den deutschen Kinos und wurde der bis dato erfolgreichste Film Japans. 2004 folgte der Film Das wandelnde Schloss, welcher ebenfalls international beliebt ist.
Neuerung
Präsident des Studios war Koji Hoshino, der früher Präsident bei Walt Disney Japan war. 2005 übernahm Toshio Suzuki diese Leitung. 2008 übernahmen Miyazaki und Takahata die Leitung des Studios.
Filmstab
Hier werden Regie, Drehbuch, Produktion und Musik chronologisch aufgeführt.
Film | Datum | Regie | Drehbuch | Produktion | Musik |
---|---|---|---|---|---|
Das Schloss im Himmel | 02.08.1986 | Hayao Miyazaki | Hayao Miyazaki | Isao Takahata | Joe Hisaishi |
Die letzten Glühwürmchen | 16.04.1988 | Isao Takahata | Isao Takahata | Touru Hara | Michio Mamiya |
Mein Nachbar Totoro | 16.04.1988 | Hayao Miyazaki | Hayao Miyazaki | Touru Hara | Joe Hisaishi |
Kikis kleiner Lieferservice | 29.07.1989 | Hayao Miyazaki | Hayao Miyazaki | Hayao Miyazaki | Joe Hisaishi |
Tränen der Erinnerung | 20.07.1991 | Isao Takahata | Isao Takahata | Toshio Suzuki | Katz Hoshi |
Porco Rosso (Film) | 28.07.1992 | Hayao Miyazaki | Hayao Miyazaki | Toshio Suzuki | Joe Hisaishi |
Flüstern des Meeres | 05.05.1993 | Tomomi Mochizuki | Kaori Nakamura | Nozomu Takahashi | Shigeru Nagata |
Pom Poko | 16.07.1994 | Isao Takahata | Isao Takahata | Toshio Suzuki | Kouryuu, Manto Watanabe, Youko Ino, Masaru Gotou, Ryoujirou Furusawa |
Stimme des Herzens | 15.07.1995 | Yoshifumi Kondou | Hayao Miyazaki | Toshio Suzuki | Yuji Nomi |
Prinzessin Mononoke | 12.07.1997 | Hayao Miyazaki | Hayao Miyazaki | Toshio Suzuki | Joe Hisaishi |
Meine Nachbarn die Yamadas | 17.07.1999 | Isao Takahata | Isao Takahata | Toshio Suzuki | Akiko Yano |
Chihiros Reise ins Zauberland | 27.07.2001 | Hayao Miyazaki | Hayao Miyazaki | Toshio Suzuki | Joe Hisaishi |
Das Königreich der Katzen | 19.07.2002 | Hiroyuki Morita | Reiko Yoshida | Toshio Suzuki, Nozomu Takahashi | Yuji Nomi |
Das wandelnde Schloss | 20.11.2004 | Hayao Miyazaki | Hayao Miyazaki | Toshio Suzuki | Joe Hisaishi |
Die Chroniken von Erdsee | 29.07.2006 | Gorou Miyazaki | Gorou Miyazaki, Keiko Niwa | Toshio Suzuki | Tamiya Terashima |
Ponyo - Das große Abenteuer am Meer | 19.07.2008 | Hayao Miyazaki | Hayao Miyazaki | Toshio Suzuki | Joe Hisaishi |
Arrietty - Die wundersame Welt der Borger | 17.07.2010 | Hiromasa Yonebayashi | Hayao Miyazaki, Keiko Niwa | Toshio Suzuki | Cécile Corbel |
Der Mohnblumenberg | 16.07.2011 | Gorou Miyazaki | Hayao Miyazaki, Keiko Niwa | Toshio Suzuki | Satoshi Takebe |
Wie der Wind sich hebt | 20.07.2013 | Hayao Miyazaki | Hayao Miyazaki | Toshio Suzuki | Joe Hisaishi |
Die Legende der Prinzessin Kaguya | 23.11.2013 | Isao Takahata | Isao Takahata, Riko Sakaguchi | Seiichiro Ujiie | Joe Hisaishi |
Animatoren und Charakterdesigner
Hier werden bemerkenswerte Animatioren und Charakterdesigner, die für dieses Studio gearbeitet haben, vorgestellt:
Name | Besetzung | Nenneswerte Animes |
---|---|---|
Akihiko Yamashita | Animator | Princess Nine, Strange Dawn, Tide-Line Blue |
Kenichi Yoshida | Animator, Illustrator | Eureka Seven, Overman King Gainer |
Kitarou Kousaka | Animator, Regiesseur | Master Keaton, Monster, Nasu |
Masashi Ando | Animator, Charakterdesigner | Paprika (Anime), Paranoia Agent |
Siehe auch
→ Siehe: Animationstil
→ Siehe: Ghibli-Werke
→ Siehe: Personen
→ Siehe: Themen der Ghibli-Werke
Einzelnachweise
- ↑ The Birth of Studio Ghibli, Nausicaä of the Valley of the Wind DVD, Walt Disney Home Entertainment, 2005
- ↑ McCarthy, Helen (2002): Hayao Miyazaki. Master of Japanese Animation. Revised Edition. Berkeley: Stone Bridge Press
- ↑ A god among animators, Brooks, Xan (14.09.2005)